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Fachthema des Monats: Fürsorgekompetenz

Selbstbestimmung vs. Fürsorgekompetenz

Pädagogische Fachkräfte tragen Verantwortung – und davon nicht zu knapp. 

Aus rechtlicher Sicht wird uns mit der morgendlichen Übergabe eines Sorgeberechtigten die Fürsorgepflicht für die Kinder übertragen. Ab diesem Zeitpunkt navigieren Fachkräfte wie Kapitäne durch die stürmischen Gewässer zwischen Fürsorge und Selbstbestimmung. Wie geschickte Seefahrer balancieren sie zwischen dem sicheren Hafen des Schutzes und dem weiten Ozean der individuellen Entfaltung und Weiterentwicklung.

Und es braucht tatsächlich auch beides: Grenzen sind für Kinder wichtig, denn diese zeigen ihnen den Rahmen, in dem Sie ihre Möglichkeiten ausloten können. Dafür dürfen die Kinder innerhalb des Rahmens die eigenen Wünsche und Ziele entfalten, Erfahrungen sammeln und Selbstwirksamkeit erfahren. In diesem Rahmen bleiben wir konsequent und garantieren den Kindern damit: „Hier bist du sicher, denn ich achte auf dich!“ 

Dies führt wohl oder übel dazu, dass wir Entscheidungen treffen, die das Autonomiebedürfnis der Kinder einschränken. An dieser Stelle bleibt uns die Möglichkeit auf Augenhöhe zu bleiben und uns verständlich zu machen: „Ich sehe, dass du das unbedingt möchtest. Und doch ist das zu gefährlich und ich habe Angst, dass dir etwas passiert. Wollen wir eine Alternative finden?“ Nur mit Hilfe der Kommunikation machen wir uns den Kindern verständlich und lassen sie unser Warum erfahren. Auch im Gruppenkontext braucht es den Rahmen, der allen Kindern garantiert, gesehen und gleichzeitig sicher zu sein. Hier erfahren Kinder erstes Demokratielernen durch gute Strukturen und angemessene Beteiligungsmöglichkeiten.

Wo fängt es an und wo hört es auf? 

In der Praxis kommen wir manchmal ins Wanken: sollte ein Kind selbst die Erfahrung sammeln, dass es ohne Jacke zu kalt draußen ist? Wie reagieren wir, wenn ein Kind zum wiederholten Mal nur den Nachtisch möchte, aber tagtäglich das Mittagessen verweigert?

Wo liegen deine persönlichen Grenzen? Was siehst du als absolut undramatisch, aber erhältst dafür aus deinem Team Gegenwind? Und in welchen Situationen spürst du innere Konflikte? Berichte uns von deinen Erfahrungen in den Kommentaren und finde Raum für Austausch in der Lernfabrik.

Nicht vergessen: was die Kleinen brauchen, gilt auch für die Großen

Für pädagogische Fachkräfte ist das Abwägen zwischen Selbstbestimmung und Fürsorgepflicht in der Arbeit mit Kindern alltäglich. Doch schließen wir die Gruppentür und treten stattdessen ins Büro erkennen wir: oh Wunder – Fürsorgepflicht und Selbstbestimmung spielen hier die gleiche Rolle. Kommen wir in leitende Positionen – egal ob Gruppenleitung, Stellvertretung oder Kitaleitung – verschiebt sich einzig und allein das Thema auf „die Großen“. Auch unsere Kolleg_innen wollen und dürfen gesehen werden und Fürsorge erfahren.

Vorbild sein und zeigen, wie Fürsorgekompetenz aussieht

Fürsorge bedeutet Wohlbefinden und Unterstützung für alle im Blick zu behalten. Das heißt Mitbestimmung zuzulassen und Kompromisse für unsere Systeme zu treffen. Dies kennt unser Team aus ihrer eigenen Arbeit mit den Kindern nur zu gut. Doch nicht selten treffen wir an dieser Stelle auf wunde Punkte, wenn es um Entscheidungen geht, die sie selbst betreffen. Wie können wir als Vorbilder voran gehen und den Spagat schlagen, sodass wir Effektivität und Allgemeinwohl in Einklang bringen und dabei noch auf Augenhöhe bleiben?

Fürsorge bedeutet Wachstum ermöglichen

Dafür benötigen wir das Feingefühl, um Stärken und Ressourcen zu erkennen, zu benennen und da einzusetzen, wo das System Kita sie benötigt, um Motivation und Hingabe zu beleben. Ebenfalls gibt es Entscheidungen, die es sich allein zu treffen lohnt. Manchmal benötigt es schnelle Prozesse, die Effizienz erfordern und somit keinen Platz für innovativen Austausch zulassen. Hier wird selbst als Gruppenleitung das Know-How erfordert, den Funken des Wachstums für unsere Kollegin, aber auch für das große Ganze zu entfachen. Es geht immer um das Warum deiner Entscheidung. Wer sein Warum, sein Ziel, kennt, findet das Wie. Und wir sind uns sicher einig: das übergeordnete Ziel sollte immer die positive Entwicklung der Kinder sein, denn Kinder sind Zukunft. Hast du dein Warum stets im Blick?

Unsere Kurse
zum Fachthema Kindeswohl

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