„Bewegung ist das Tor zum Lernen und hat im Zusammenspiel mit der Wahrnehmung eine Schlüsselfunktion für die Entwicklung. Deshalb liegt bei der Förderung kindlicher Kompetenzen ein besonderer Akzent auf Bewegung. […]“ (Niedersächsischer Orientierungsplan)
Aber was verstehen wir Fachkräfte des Continental Kinderglück darunter? Und wie machen wir uns gemeinsam auf den Weg, um den Kindern die bestmögliche Unterstützung und Umgebung für ihre freie Entfaltung zu gewährleisten?
„Bewegung ist der Schlüssel zu einer gesunden Beziehung zu sich selbst. Die Erfahrung des Selbst durch Bewegung ist für mich stark mit anderen Lernbereichen, wie beispielsweise Sprache, Kreativität oder Wahrnehmung verknüpft. Kinder erfahren dadurch ihr eigenes Können und das selbstständige Meistern von motorischen sowie kognitiven Herausforderungen.“ (Zitat Fachkraft Continental Kinderglück)
„Kinder sollten sich in ihrem eigenen Tempo entwickeln dürfen. Bewegung ist gleich Wachstum und Entwicklung. Bewegung bedeutet auch Freiheit und dadurch die Selbstständigkeit“ (Zitat Fachkraft Continental Kinderglück)
„Bewegung ist gleichgesetzt mit der stetigen Weiterentwicklung des Kindes, sie bietet Freiheit im selbstbestimmten Handeln des Kindes, selbst bei solch einer simplen Sache, wie den Kopf zu drehen. Bewegung erweitert Horizonte, weil sich der Blickwinkel ändern kann und neuen Raum für die eigene (freie) Entfaltung bietet.“ (Zitat Fachkraft Continental Kinderglück)
In den letzten Wochen haben wir uns als Team des Continental Kinderglück gefunden, wir setzten uns mit unseren persönlichen und pädagogischen Werten auseinander, arbeiteten an konzeptionellen Themen und erschufen das Grundgerüst unserer pädagogischen Arbeit. Unter anderem beschäftigten wir uns dabei mit dem Thema Bewegung sehr intensiv und hatten das große Vergnügen Herrn Matthias Lück von der Hengstenberg-Pikler-Gesellschaft zur Entfaltung der Kindheit und Jugend e.V. bei uns im Haus begrüßen zu dürfen. Herr Lück stellte uns Mitarbeitenden des Continental Kinderglück die Pädagogik von Elfriede Hengstenberg und Emmi Pikler vor.
Natürlich blieb es aber nicht nur bei informativer Theorie und anregenden Gesprächen, Herr Lück brachte uns auch die verschiedenen Materialien, die barfuß genutzt werden, nahe und wir bekamen die Möglichkeit in die Rolle der erforschenden Kinder zu schlüpfen. Gestartet wurde mit dem Kippelholz, an das wir uns buchstäblich herantasteten und erfahren konnten, was ein simples Holzstück doch alles für verschiedene Funktionen haben kann. Was mit dem einfachen Aufwärmen der Fußmuskulatur und dem Anregen der Sinne begann, führte uns schnell in den Bereich der Kreativität und Fantasie. Wir stellten fest, dass es auch mit nur wenig Material eine Vielzahl an Möglichkeiten zum Erforschen, Experimenten oder dem einfachen Spielen gibt. Die Bodenmaterialien aus Holz wurden zum Bauen und Konstruieren genutzt, luden uns aber auch dazu ein gewagte Balanceübungen auszuprobieren oder Sinneserfahrungen zu machen und ließen so manche Person auch etwas über sich hinauswachsen. Es war überraschend erneut zu erfahren, in welche Bereiche, die Bewegung und das freie Spiel tatsächlich unser Denken leitete, während wir einzeln oder in Kleingruppen die verschiedenen Hengstenberg-Materialien nutzten. Aus der anfänglichen Neugier und Unsicherheit wurde schnell große Freude und Spaß am Bewältigen neuer Herausforderungen.
Wo anfangs jede*r für sich mit den Materialien am Boden, im Stehen oder Sitzen beschäftigt war, fanden sich schnell neue Ideen, die dann gemeinsam umgesetzt wurden und uns so einnahmen, dass die Zeit einfach vergessen wurde. Während dieser Praxisübungen wurde auch deutlich, dass die Bodenmaterialen ideal für die Aspekte der kindlichen Entwicklung im Bezug auf die Pikler-Pädagogik sind. Die Materialen laden schon Kinder unter drei Jahren dazu ein, sich selbstständig Erfahrungen anzueignen, indem sie beispielsweise versuchen Hölzer zu stapeln oder das eigenständige Aufstehen mithilfe der Spielleiter erproben. Wie auch Elfriede Hengstenberg, so war Emmi Pikler der Ansicht, dass ein Kind sich vor allem durch das eigenständige und ungestörte Spiel in der Bewegung am besten entwickeln und frei entfalten kann. Die Rolle der Fachkräfte ist dabei, ein wertschätzendes und sicheres Umfeld zu bieten, in dem sich Kinder selbst und frei erleben können. Wir waren uns einig, dass die Hengstenberg-Materialien genau diesen Zweck erfüllen. Kindern wird ein großes Maß an Möglichkeiten geboten, zu erforschen und die Freude des Experimentierens zu entdecken. Gleichzeitig wird dabei das Selbstbewusstsein eines Kindes, durch die eigenen Erfahrungen der Sinne und das selbstständige Erleben, bestärkt. Auf die verschiedenen Praxisübungen mit den Bodenmaterialien folgte dann das Kennenlernen der Leitern, Kletter- und Balanciergeräte. Die erste Skepsis und Sorge über Unfallgefahren für Kinder, nahm Herr Lück uns schnell, durch ein Gespräch über die eigenständige und nicht fremdgelenkte körperliche Entwicklung des Kindes nach der Ansicht Hengstenbergs, denn diese besagt, dass ein Kind nur dann etwas selbstständig tut, wenn es sich bereit dazu fühlt und körperlich dazu bereit ist. In der Hengstenberg-Pädagogik geht es darum, dass ein Kind sich vollständig selbst erfahren kann und nicht durch die gezielte Hilfestellung der Fachkräfte das Gelingen eines Versuchs erlebt. Darunter verstand Elfriede Hengstenberg, beispielsweise, dass ein Kind, welches sich in der Lage fühlt, selbstständig zu sitzen, dies erst dann eigenständig tut, wenn die körperlichen und kognitiven Gegebenheiten vorhanden sind. Denn nur dadurch kann sich ein Kind die selbstständigen Erfahrungen des Gelingen und Nicht-Gelingen aneignen und die eigenen Fähigkeiten festigen. Während der Praxisübungen mit den Hengstenberg-Geräten erkannten wir schnell, dass Kindern eine sichere Umgebung zum freien Spielen und Erleben geboten wird, da alle Materialen auf so viele verschiedene (und selbsterklärende) Weisen genutzt werden können. Klein und Groß finden hier ein weites Feld an vielfältigen Möglichkeiten sich neuen Herausforderungen zu stellen und schon Erlerntes zu vertiefen ohne ein aktives Eingreifen von Fachkräften.